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C. Giron-Panel/ A.-M. Goulet (Hg.), La musique à Rome au XVIIe siècle : études et perspectives de recherche, Rom 2012.

 

A.-M. Goulet/G. zur Nieden (ed.), Europäische Musiker in Venedig, Rom und Neapel / Les musiciens européens à Venise, Rome et Naples / Musicisti europei a Venezia, Roma e Napoli 1650-1750, Kassel 2015 (= Analecta Musicologica 52).

 

Ausländische Orgelbauer im Rom, Venedig und Neapel (1650-1750)

Florian Bassani

In den Musikzentren Italiens sind während des 17. und 18. Jahrhunderts zahlreiche ausländische Instrumentenbauer nachweisbar. Insbesondere Venedig und Rom zogen bereits im frühen Cinquecento v. a. Lautenmacher und Geigenbauer, aber auch Orgelbaumeister an und boten ihnen als internationale Brennpunkte kulturellen Lebens interessante Märkte und eine konstante Nachfrage. Während sich im Geigen- und Lautenbau bisweilen ganze Werkstätten aus dem süddeutschen Raum gegenüber der einheimischen Konkurrenz etablierten, ist bei den (meist individuell einwandernden) Orgelbauern eine größere Streuung der Provenienzen zu beobachten (Flandern, Lothringen, Frankreich, Schweiz, Lausitz, Preußen, Bayern, Tirol).
Hauptwirkungsregionen ausländischer organari bilden Norditalien (Genua, Como, Bozen, Trient, Verona, Padua, Venedig) sowie Rom und der Kirchenstaat. Da verschiedene Instrumente dieser Meister  – ganz oder in teilweiser Erhaltung – die Zeiten überdauert haben, bietet eine Erforschung der auf der italienischen Halbinsel aktiven ausländischen Orgelbauer und ihrer Instrumente die Möglichkeit, neben ihrer kulturellen und sozialen Eingliederung auch die im Orgelbau deutlich erkennbaren stilistischen Einflüsse auf das Gastgeberland und Übernahmen aus der italienischen Tradition zu analysieren.

In einem ersten Schritt wird zunächst die Präsenz ausländischer Orgelbauer in Venedig, Rom und Neapel erforscht. Der Fokus liegt dabei auf biographischen Recherchen zu den bereits bekannten Namen und zu Personen aus deren Werkstätten, einschließlich der Zusammenstellung dokumentierbarer Arbeiten (Orgelneubauten und -umbauten, Unterhalt etc.) und erhaltener Instrumente. Besonderes Interesse gilt den Bemühungen der einzelnen Orgelbauer im Hinblick auf eine gesellschaftliche, kulturelle und berufliche Eingliederung bzw. Abgrenzung gegenüber Institutionen und Märkten, wie sie sich etwa im Anschluss an Bruderschaften, in familiären und beruflichen Bindungen, in der Wahl des Niederlassungsortes innerhalb der Stadt und der Auswahl der Mitarbeiter artikulieren. Desgleichen wird recherchiert, ob eine Rückwanderung in die Heimat erfolgte.

Nach der Erfassung biographischer Daten der untersuchten Orgelbauer und der Zusammenstellung dokumentierbarer bzw. erhaltener Werke richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Instrumente selbst sowie auf das idiomatische musikalische Repertoire.


Im Zentrum stehen zunächst organologische Fragen, insbesondere im Hinblick darauf, ob und inwiefern ausländische Orgelbauer bautechnische Charakteristika ihres Herkunftslandes einführten beziehungsweise in Italien traditionell vorhandene Parameter veränderten, oder aber ob sie primär die etablierten Eigenschaften im Instrumentenbau des Gastlandes übernahmen.


Den zweiten Brennpunkt des Interesses bildet die spezifische Literatur, die auf den untersuchten Instrumenten erklungen sein könnte. Im Vordergrund stehen erhaltene musikalische Quellen in Venedig, Rom und Neapel tätiger Meister sowie anonyme, mit diesen Musikzentren verbundene Kompositionen. Im Hinblick auf die Grundthematik des Projektes ist insbesondere die Frage von Belang, inwieweit die Instrumente ausländischer Orgelbauer, sofern sie denn in der Tat deutlich andere klangliche und spieltechnische Eigenschaften als die italienischer Baumeister aufweisen sollten, die Wiedergabe der Kompositionen wesentlich konditionieren.

Kontakt

Anne-Madeleine Goulet

Centre d’études supérieures de la Renaissance

59 rue Néricault-Destouches

BP 12050

F-37020 TOURS Cedex 1

anne-madeleine.goulet(at)univ-tours.fr

 

Prof. Dr. Gesa zur Nieden

Universität Greifswald

Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft

Bahnhofstr. 48/49

D-17489 Greifswald

Tel.: 0049-3834-420-3522

gesa.zurnieden(at)uni-greifswald.de

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